König A. u. G. Verlag und Bildarchiv

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Alois König
Georgine König

Die Tage der ungesäuerten Brote

Roman

Aus dem Kroatischen von Dr. Dragutin Horvat
Sprachberater Dr. Gunther Preindl

278 Seiten, gebunden

ISBN: 3-928410-02-4

In jeder Buchhandlung erhältlich.

Das Ehepar König befaßt sich seit längerer Zeit mit literarischen Übersetzungen und seit Mitte der 70er Jahre auch verlegerisch. Als aber 1991 ihr erster Roman "Die Tage der ungesäuerten Brote" erschien, bekam die kroatische und deutsche Literaturöffentlichkeit einen guten Grund, sich für die Arbeit dieser überaus interessanten und originellen Erzähler zu interessieren und sich mit ihnen zu befassen.

Beide in Kroatien in deutschen Familien geboren,...haben sie als Kinder die Kriegs- und Nachkriegsschrecken des deutschen Minderheitenschicksals durchgemacht. Alois diplomierte in englischer Sprache und Literatur sowie in kroatischer Sprache an der Philosophischen Fakultät der Universität in Zagreb und Georgine in kroatischer Sprache und Literatur an derselben Fakultät. Beide arbeiteten einige Zeit an der Mittelschule als Lehrer. Später wurde Alois Universitätslehrer und Georgine Lektorin im Verlag... Als sie dann die Tätigkeit auch auf das Drucken und Herausgeben der Bücher erweitern wollten, gab es Probleme mit den damaligen (kommunistischen) Behörden. In der Arbeit lahmgelegt, beschlossen sie 1986, nach Deutschland auszuwandern. Ihre deutsche Abstammung nachweisend, erhielten sie die deutsche Staatsangehörigkeit...In Hemmingen bei Stuttgart gründeten sie wieder ihre eigene Verlagsanstalt, den König Verlag (jetzt in Ostfildern).

Die Hauptgestalt des Romans ist Elisabeth Müller, deren Schicksal, in Ich-Form geschrieben, uns die Bilder aus der Kindheit, Mädchenzeit und Reife und alle Hoffnungen und Leiden, Freuden und Enttäuschungen im Daseinsdrama beschreiben. Lisa erinnert sich retrospektiv an viele scheinbar weniger wichtige, aber jedenfalls illustrative Ereignisse, Szenen aus ihrem Leben als Lebensparadigmen ihres Volkes aneinanderreihend, das, Jahrhunderte von seinem Mutterland getrennt, lichte Momente sowie Tragödien im Kampf ums Dasein durchlebte. Die Ereignisse reihen sich nicht immer in regelmäßiger, chronologischer Reihenfolge, sondern eher in der Art eines Mosaikbildes zusammengelegt. Das aber bedeutet keinesfalls, daß die Geschichte ihre Folge verliert. Im Gegenteil, sie stellt damit die Gedanken der beichtenden Protagonistin getreu dar, die Bemerkungen in das große Buch der Geschichte ihres Volkes eintragend.

Liza Müller wächst auf in einem kleinen Ort unweit von Zagreb, die Frische der unschuldigen Jugend einatmend. Die Leute ihrer Umgebung schätzt sie ihrer Aufrichtigkeit, Tugendhaftigkeit, Menschlichkeit und Güte wegen, nicht ahnend, daß Zeiten kommen würden, wo man gerade diese Eigenheiten am wenigsten schätzen wird.

Sie fühlt sich Boris am nächsten, ihr Schulkollege, mit welchem sie aufgewachsen ist, gelernt und erste Erfahrungen über den Ernst des Lebens ausgetauscht hat, ängstlich dem Ankommen des Krieges und seiner Furchtbarkeiten lauschend.

Der Krieg erreicht auch ihren Ort am 6. April 1941, Trümmer und Tod zurücklassend. Juden- und Zigeunerdeportationen, Verfolgungen der Serben und Kommunisten sowie ständige Konflikte der Deutschen und Ustaschen mit den Partisanen - Landsleute aus ihrem und umliegenden Orten - erschüttern Lisa tief.

Boris versteht den Krieg als Okkupation und Terror, der nicht lange dauern werde, da er besiegt wird. Lisa versucht, zu begreifen, um was es sich handelt, wobei sie sich bewußt ist, daß ihre Volksgenossen die Wehrmachtstruppen als Retter und Verteidiger erleben, nicht als Angreifer, und wobei sie Zeuge der Verfolgung der unschuldigen Leute wird. Boris gesteht Lisa seine Liebe, die sie aber nicht annehmen kann, da sie ihn nur als Freund betrachtet. Lisas Leben ändert sich mit der Ankunft eines deutschen Leutnants - Alfred, der im Haus ihrer Eltern wohnt. Sie verlieben sich, und diese Liebe besänftigt die Bilder des Krieges und ruft eine bessere und schönere Zukunft herbei. Das Neue Jahr 1943 wird im Offiziersheim gefeiert; Melodien wie "Lili Marleen" ertönen, und durch Fröhlichkeit und gute Wünsche verschwindet die Trauer des Krieges für einen Moment. Bald aber bleibt Lisa allein. Alfred geht an die Ostfront verpflichtet durch ewige Liebe und mit der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende geht.

Boris hat sich schon längst den Partisanen angeschlossen und hofft, Lisa würde ihn früher oder später liebgewinnen und seine Frau werden. Armut und Mangel herrschen, die Bewegungsfreicheit der Bürger wird begrenzt, und die Konflikte der Militärgruppen rücken immer näher.

Lisa eröffnet der Mutter das Geheimnis ihrer Liebe, der kleine Robert wird geboren. Man vermutet das Kriegsende. Kolonnen der Volksdeutschen auf der Flucht ziehen sich zurück nach Westen aus Furcht vor ankommenden Partisanen und der Roten Armee. Man spricht von der Verfolgung aller, die deutschen Ursprungs sind. Jedoch viele wollen nicht fliehen und bleiben, da sie sich nicht schuldig fühlen. Die Müllers hoffen auf Gerechtigkeit den neuen Behörden, Hilfe der Nachbarn und von Boris, der in ihrem Hause aufgewachsen ist. Zum Unterschied von anderen Deutschen im Dorf haben sie keine größeren Probleme - glücklicherweise. Boris kommt zurück, verheiratet mit der Partisanin Stana. Aber nach dem Konflikt Tito-Stalin verbringt er zwei Jahre Gefängnisstrafe am Goli otok. Lisa hofft auf baldiges Wiedersehen mit Alfred, aber Jahre vergehen ohne irgendwelche Nachricht. Sie hofft, daß er den Krieg überlebt hat und befindet sich dann irgendwo in russsischer Gefangenschaft. Boris hat sich während der Gefangenschaft von Stana scheiden lassen, und nach der Rückkehr kommt er wieder zu Lisa mit seiner Liebeserklärung, ist bereit zu warten, bis Lisa sicher ist, daß Alfred nicht zurückkommt...

Das ist der Rahmen einer interessanten und erschütternden Geschichte aus dem Leben der Elisabeth Müller, eigentlich Abertausender Leute, die das Glück hatten, die Schrecknisse des Zweiten Weltkrieges und des Genozids seitens des osteuropäischen kommunistischen Regimes, durchgeführt an Deutschen, die schon vor zwei Jahrhunderten das panonnische Flachland besiedelt hatten, zu überleben. Alois und Georgine König gelang es, Tausende wahrer Geschichten und Schicksale in eine zusammenzufassen, die geschichtlichen Umstände genau nachzuzeichen, unter denen der kleine Mensch wie in einem Wirbel unaufhaltsamer Zeit litt, immer auf etwas Besseres und Gerechtes hoffend. Und dann, wenn nichts anderes übrigbleibt, faßt er Mut, in die weite, unbekannte, geträumte, aber nie unerlebte Welt zu ziehen, in welcher alles von Anfang an zu beginnen ist.....

Der Roman "Die Tage der ungesäuerten Brote", in einer schönen und flüssigen Sprache geschrieben, erzählt in einem eigentümlichen Stil über unterdrückte Emotionen, hat einen neuen Raum künstlerischen Schaffens eröffnet. Er ist eine große Herausforderung, die bestimmt ihr Echo in der Filmindustrie finden wird. Denn, einfach gesagt, die Geschichte der Elisabeth Müller wurde so erzählt, daß von allen Dimensionen nur diejenige fehlt, die sich filmisch umsetzt. Es ist nur zu hoffen, daß jemand diese Herausforderung annehmen wird und wir bald die Gelegenheit haben werden, Elisabeth auf der Leinwand zu sehen...

Die donauschwäbische Literatur hat mit diesem Roman eine wertvolle Bereicherung erhalten...Dem Roman "Die Tage der ungesäuerten Brote" ist es mit seiner Botschaft gelungen, das zu erreichen, was vielen Werken der zeitgenössischen und volkstümlichen Literatur nicht gelungen ist: "ewige" geschichtliche Wahrheiten und das Scheinbild des Wohlstands der zeitgenössischen Welt zu problematisieren...

(G. Beus-Richemberg, "Geschichte, Gegenwart und Kultur der Donauschwaben", Sindelfingen, 1993)
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