Die Tage der ungesäuerten Brote, Kapitel 5
Es ärgert mich der Metzger, der mich so anstarrt, während er für mich das Fleisch wiegt. Er soll sich den Finger abschneiden, denke ich mir jedes Mal, wenn er mich so anglotzt. Dabei lächelt er, ich aber mache eine finstere Miene und gehe oft weg, ohne ihn zu grüßen. Zwar bekomme ich immer vom besten Stück Fleisch, und deswegen schickt Mutti stets mich zu ihm. "Nun laß ihn doch, er soll ruhig schauen. Würde er dich aber in irgendeiner Weise beleidigen, brauchst du es nur mir zu sagen. Dann kriegt er das Seine verpaßt", tröstet mich Mutti. ....
Die Fleischversorgung wird immer knapper. Unser Metzger lächelt immer seltener und sieht mich auch nicht mehr so aufdringlich an. Immer öfter geschieht es, daß kein Fleisch im Laden ist. Wir beschließen, aufs Land zu fahren, um ein Schwein zu kaufen. Zu Hause werden dann Würste und Blutwürste gemacht, man backt Schmalzkrapfen und kocht Sarma. Wer einmal Muttis Sarma gekostet hat, der vergißt sie nie, weder Sarma noch Mutti. Man wickelt gesalzenes, gepfeffertes und mit gemahlenem Paprika gewürztes Hackfleisch in Sauerkrautblätter ein. Auch gibt man etwas Reis hinein. Die Sarmaröllchen legt man auf eine Schicht geschnittenen Sauerkrauts, gießt mit Suppe auf und drückt zwischen die Röllchen geräucherte Schweinerippen und Würste hinein. Besonders schmackhaft sind die im Rauch von Kieferzweigen geräucherten. Das alles kocht man auf kleiner Flamme zwei bis drei Stunden. Verwandte und Bekannte laden wir zum Abendessen ein, und man sitzt bis spät in die Nacht bei einem Glas guten Weins. ....
In den Dörfern, die weit von den Städten liegen, sieht man immer öfter Partisanen. Sie kommen in der Nacht, wenn die Soldaten in der Stadt sind. Durch Obst- und Gemüsegärten kommen sie ins Dorf, erscheinen hinter der Scheune und warten dort, bis einer von den Einheimischen vorbeikommt. ....
Man hat sich schon auf dieses Schichtwechsel eingestellt; am Tag Ustaschas und Heimwehren, Domobrani genannt, in der Nacht Partisanen. Die Partisanen erkennt man an dem roten fünfzackigen Stern, den sie auf einem alten Hut oder auf irgendwelcher Kappe tragen. Gekleidet sind sie oft in Zivil oder aber in Uniformteile, die sie von Soldaten der gegnerischen Armeen erbeutet haben. Diese Jungen, die einen wie die anderen, drückten noch gestern gemeinsam die Schulbank oder gingen gemeinsam hinter dem Pflug auf den Äckern. Bis vor kurzen halfen sie noch einander beim Ausbessern des Wagenrades, mähten Wiesen und ernteten Korn, nun sind sie aber auf verschiedenen Seiten, getrennt durch eine unsichtbare Macht, hassen einander und schießen aufeinander, sterben in diesen staubigen Regionen des Balkan, fallen tot in die Furchen, die sie noch gestern gemeinsam gezogen haben. Sogar Brüder sind auf diese Weise auseinandergekommen. Den einen hat der Kriegssturm auf die eine Seite getragen, den anderen hat es wie durch ein Wunder auf die entgegengesetzte Seite verschlagen. ....
Der Zug kriecht durch die slawonische Ebene. Jeden Tag fährt er langsamer. Man erzählt, daß in Bosnien Bahnstrecken von Partisanen vermint werden. Wir befürchten, dieses Unheil könnte auch hierher kommen. Ich schaue aus dem Waggonfenster: die Ebene ist breit, in einer Richtung findet sie kein Ende, geht in den Horizont über, in der anderen kann man die Hügel von Bilo-Gora sehen, übersät mit Obst- und Weingärten, bedeckt mit Wäldern. Zu beiden Seiten der Straße wachsen Pappeln. Ihre schlanken, in den Himmel reichenden Bäume stehen da schon seit Jahrzehnten. Wir holen eine Kolonne Soldaten ein, die sich heute morgen von der Stadt aus auf den Weg gemacht haben. Die Fahrzeuge bewegen sich langsam, vorne sind kleine italienische Panzer mit Ustaschas, und auf sie folgen Lastwagen voll von schwer bewaffneten Soldaten. Hinter der Kolonne erhebt sich die Wolke des ewigen slawonischen Staubes, als möchte er dieses Bild verschleiern. ....
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Inmitten des Hofes steht der kupferne Kessel, der Rauch vom feuchten Holz mischt sich mit dem Dampf daraus, unweit davon ist ein großer, hölzerner Trog, auch der Galgen ist schon da, auf den man das geschlachtete und abgebrühte Schwein heben wird. ....
Onkel Mato tut einen kräftigen Zug Sliwowitz, reicht die Flasche dem Nachbarn neben ihm, nimmt das lange Messer und streicht es irgendwie würdevoll über den Schleifstein, während ihm die Schkijakippe*, in Zeitungspapier gedreht, aus dem Mundwinkel hängt. Tante Marija rennt umher, sucht nach jener größeren Schüssel, in die sie das Blut auffangen wird. Die Schüssel ist da, wo aber steckt nun Salz? Man streut Salz ins Blut, damit es nicht gerinnt. Da sind auch die Nachbarn, nicht mehr erlesene Jungen, wie das vor dem Krieg in der Regel so war, viele sind schon bejahrt. Was kann man aber tun, die Jüngeren sind im Krieg. Wahrscheinlich deswegen haben sich so viele eingefunden, um das Schwein beim Abschlachten zu halten. Die Schnapsflasche wandert im Kreis von einem zum anderen. Jeder tut einen kräftigen Zug daraus, wischt den Flaschenhals mit der Handfläche ab und überläßt die Flasche dem Nächsten. Das alte Blut soll aufgewärmt und neue Kräfte sollen gesammelt werden. Es ist eben nicht wünschenswert, daß das Schwein, nachdem das Messer eingestochen worden ist, wegläuft und verängstigt im Pflaumengarten herumtollt, bis es ausgeblutet ist. ....
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*Schkija = Tabaksorte aus der Herzegowina (Anm. d. Ü.). ....
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Die Nachbarn werfen sich auf das Schwein. Je zwei halten ein Bein. Tante Marija schiebt ihre große Schüssel unter, um möglichst viel Blut aufzufangen, denn von Blutwürsten hat man nie zuviel. Auch muß man den Nachbarn etwas davon mit auf den Weg geben. Das Schwein wimmert immer leiser, man hört nur noch das letzte Röcheln, und dann wird es ruhig, man weiß eben nicht, ob es durch des Onkels Messer getötet worden, oder vielleicht an dem Druck von dem Haufen Menschen erstickt ist, die sich auf ihm walzen, so daß sie es vollkommen verdeckt haben. ....
Nun wird es in den Trog getragen, auf die Ketten gelegt und mit heißem Wasser abgebrüht, in das man ein wenig kaltes Wasser gegeben hat, damit die Haut nicht versengt wird. ....
Als das Schwein auf den Galgen gehoben worden ist, durchschneidet Onkel Mato geschickt Speck und Fleisch und zerhaut das geschlachtete Tier in zwei Hälften. ....
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Wir gehen an dem Holzhäuschen mit dem alten, schwarzgewordenen Strohdach vorbei. Vor dem Häuschen der Zaun aus morschen Brettern. Einige Bretter liegen im Schlamm am Zaun. ....
"Lebt die blinde Kata noch?" fragt Mutti die Tante. ....
"Nicht nur, das sie lebt", antwortet diese, "sondern sie macht auch gute Geschäfte. Obwohl sie nicht sieht, liest sie Soldaten aus der Hand. Mit den Fingerkuppen tastet sie die Handfläche ab und sagt ihnen die Zukunft voraus." ....
Soldaten aller Farben gehen aus und ein, geben sich die Klinke in die Hand und weichen den Pfützen im Hof aus. ....
"Und wie geht es Marischka?" fragt Mutti. ....
Marischka ist meine Altersgenossin, wir kennen uns von Kindesbeinen an. Als wir klein waren, spielten wir oft in Tantes großem Hof oder im Garten hinter der Scheune. ....
Noch als junges Mädchen lehrte Marischka die Jungs, wie man es treibt. Wer einen Dinar gezahlt hatte, konnte mit Marischka in die Scheune oder in die Spreukammer. Für einen Dinar kaufte sie dann eine größere Semmel oder zwei kleinere und lief damit schnell zu ihrer Mutter. ....
Marischkas Vater fällte Baumstämme in den jahrhundertealten slawonischen Wäldern für irgendeine ausländische Firma. An den Baum war stets die Flasche mit Sliwowitz angelehnt. ....
Eines Tages bog der Dorfwagen, gezogen vom alten Gaul des Nachbarn, in Katas Hof ein. Auf dem Wagen, im Stroh, lag der tote Körper ihres Mannes Franjo. Als er den Baum gefällt hatte und ihm ausweichen wollte, stolperte er und fiel. Der Baum fiel auf ihn. Neben ihm lag die zerschmetterte Flasche aus grünem Glas, und alles roch nach Schnaps. ....
Niemand weiß genau, wie Marischkas Mutti erblindet ist. Es wird erzählt, daß ihr eine Frau Lauge ins Gesicht geschüttet hat, weil sie ihren Mann bei ihr gefunden hat. Die beiden Frauen verheimlichten das, und so erfuhr man nie die genaue Wahrheit. ....
"Ich sag es dir ganz vertraulich, flüstert Tante Marija meiner Mutti zu, aber ich bitte dich, es soll unter uns bleiben. Man munkelt, daß diese Soldaten, die zur Alten kommen, um sich aus der Hand lesen zu lassen, auch zu Marischka ins Zimmer gehen. Die Dorfjungs haben abends durchs Fenster hineingeguckt. Auf dem Tisch stehen Konservendosen des Militärs und Stücke vom Zwieback, dem harten Soldatenbrot. Auf dem Bett liegt Marischka, splitterfasernackt, und die Soldaten kommen und gehen. Während sie sich auf ihr krümmen und laut stöhnen, schaut sie abwesend zur Seite. 'Na los, mach schon', hört man Marischka einen Riesen drängen, der sie ganz bedeckt hat, so daß man nur noch ihre Hand sieht, wie sie ungeduldig den Bettlaken knittert. Samstag Nachmittag ist für den Offizier Jura, von Marischka so genannt, reserviert; alle Soldaten, ohne Rücksicht auf ihren Rang, nennt sie Offiziere. Dieser Jura bringt mehr Konserven als die anderen, manchmal bringt er auch Blumen mit. Die Jungs unter dem Fenster machen große Augen, begaffen das Geschehen und winden sich, sind aber mucksmäuschenstill, denn es wäre die Hölle los, wenn sie von Jura ertappt würden. Über dem Stuhl hängt der Gurt mit der großen Parabellumpistole. Marischka und Jura krümmen sich, stöhnen im Liebeskrampf und das alte Bett knarrt. Marischka hält Jura mit ihren Beinen umschlungen, ihre Hüften heben sich, und sie wimmert leise, während aus der Küche die Stimme ihrer Mutti zu hören ist: 'Machts leiser, ihr dort, ein Herr Offizier ist gekommen.'" ....
Marischkas Gesicht ist nicht gerade schön, ihr ganzes Aussehen wirkt jedoch herausfordernd. Sie hat lange, kräftige Beine, rundliche Hüften, ein vorgewölbtes Bäuchlein und ziemlich große Brüste, trägt aber nie einen Büstenhalter. Mit jähen Kopfbewegungen wirft sie das lange, kastanienbraune Haar in den Nacken, es fällt aber hartnäckig immer wieder zurück ins Gesicht, fast völlig die ausgeprägten Gesichtsknochen und die großen braunen Augen verdeckend, wodurch ihr breiter, voller, stets herausfordernd lächelnder Mund, als würde er immerzu "Komm zu mir!" flüstern, noch stärker hervorsticht. ....
Bis zur Ankunft des Zuges war es noch etwa eine halbe Stunde, und so setzen wir uns auf die Bank in die Ecke des fast leerer Warteraums. Mutti und Tante Marija führen leise ihr Gespräch fort. ....
"Unlängst, kurz nach der Weinlese, wurde es für Marischka bei Gott brenzlig. Es konnte sie den Kopf kosten. Sogar die Polizisten aus der Stadt waren gekommen. Man sagt, gerade dieser Offizier Jura hatte ihr dann geholfen... Eines Abends kam zu Marischka der alte Lazo, unser Nachbar, du kennst ihn doch. Seine Frau, die alte Marija, ist schon seit Jahren bettlägerig. Lazo kommt also zu Marischkas Mutter, um sich von ihr sagen zu lassen, was ihn im Leben erwartet. Nachdem sie ihm aus der Hand gelesen hat, verabschiedet er sich von der Alten und tut, als ob er weggehen würde, schleicht sich dann aber leise in Marischkas Zimmer ein. Die Alte sieht nicht, auch hört sie nicht mehr besonders gut, so daß sie von alledem nichts merkt. Der Alte bot Marischka Geld an und bestürmte sie mit der Bitte, ihn zu ihr ins Bett zu lassen. 'Was fällt Ihnen ein, Onkel Lazo, Sie könnten doch mein Opa sein!' 'Ich bitte dich, Marischka, hier hast du fünf Hunderter, ich kann es nicht mehr aushalten. Einige Zeit schon beobachte ich dich und bin schon irr geworden vom Wunsch nach dir. Heute habe ich meine Pferde verkauft, hier hast du alles was ich noch habe, nur laß mich auf einen Augenblick zu dir!' Das ist doch viel Geld, ein kleiner Reichtum, und so willigte Marischka schließlich ein, mal des Geldes, mal des Mitleids mit dem Alten wegen. Zuerst hatte sie das Geld gut versteckt, und dann griff der alte Lazo zu. 'Bei Gott, der hatte sich wacker gehalten, besser als viele Jungen, erzählte später Marischka. Plötzlich schnellte er aber hoch, stützte sich auf die Arme, riß die Augen weit auf, und aus der Lunge hörte man das Röcheln. Ganz grau im Gesicht geworden, fiel er dann wie vom Blitz getroffen. Marischka schüttelt ihn, mit letzter Kraft schiebt sie ihn von ihr herunter. Wie ein Sack kippt er um und bohrt seinen starr geworden Blick in die Zimmerdecke. Der Schlag hat ihn getroffen, wie man das hier so sagt. Noch an demselben Abend ging Marischka zu Lazos Frau. 'Hier, das fiel dem Nachbarn aus der Tasche während meine Mutti ihm aus der Hand las und es ihn traf', sagte Marischka, legte alles Geld auf den Tischrand und verließ eilig das Haus." ....
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Ich schaue durchs Fenster und mein Blick folgt den Menschen, wie sie mal in der mal in jener Richtung gehen, die einen eilig, die anderen langsam spazierend. Wie viele verschiedene Antriebe, die sie bewegen? Als eine Kolonne kleiner Schüler vorbeiging, suchte ich nach der Lehrerin. Inmitten der Straße steht sie, mit dem Rücken zu mir gewendet, und nur hin und wieder kann ich ihr Profil erblicken. Sie wartet, bis alle Kinder die Straße überquert haben. Wie jung sie nur ist, vielleicht ist das ihre erste Anstellung. Mein Gott, was für eine Ähnlichkeit! Meiner Volksschullehrerin wie aus dem Gesicht geschnitten! ....
Noch erinnere ich mich an den ersten Schultag, als ich, die Erstkläßlerin, mit viel Neugier und ein wenig Lampenfieber in der Schulbank saß, und die Lehrerin jeden von uns etwas fragte. ....
"Und wie heißt du?" ....
"Elizabeta Müller." ....
""Ach, du bist die kleine Schwäbin?" ....
"Ja, meine Mutti und mein Vati sind deutscher Herkunft." ....
"Setzt dich, Elizabeta." ....
"Alle nennen mich Lisa." ....
"Gut, dann werde auch ich dich so nennen, Lisa." ....
Gerade in dem Augenblick zieht jemand von hinten an meinem Zopf. Verlegen drehe ich mich um und blicke Joza und Perica böse an. ....
Das war tatsächlich ihre erste Anstellung. Nicht einmal ganze neunzehn Jahre alt war sie, als sie an unsere Schule kam. Sonntags in der Kirche, während der Messe, erklang vom Chor aus ihre angenehme Sopranstimme, von der Orgel begleitet. Die Kirche wird voller, die Messen werden besser besucht, der Pfarrer hält die Messe mit viel mehr Begeisterung, auch seine Predigten sind besser geworden. ....
Um Mittag, wenn der Unterricht zu Ende ist, kommen wir aus dem Klassenzimmer und gehen am Schulgarten vorbei. Da sind Obstbäume, Johannisbeersträucher, ein Spalier mit veredelter Rebe und ein dichter Rasen. Unter der Krone des Kirschbaumes steht ein Tisch mit zwei Bänken, alles aus weißgestrichenen Latten. Am Tisch sitzt Herr Hochwürden, vor ihm ein Glas Limonade, in dem Eiswürfel schwimmen. Auf dem Rasen spielt ein Mädchen. Hie und da streichelt Hochwürden seinen Kopf. Da ist auch der Kinderwagen, in dem ein Baby schläft. Unsere Lehrerin lächelt immer, wenn sie aber zum Hochwürden kommt und ihm die Hand reicht, wird das Lächeln noch wärmer und ihre Stimme singt wie die einer Nachtigall. Der Herr Hochwürden hat einen dunklen Anzug an, selbst dann noch, wenn es sehr warm wird, nur um den Hals trägt er den harten weißen runden Kragen. Ich halte an und betrachte das alles, insbesondere das Limonadeglas mit Eis darin. Heiß ist es, und ich durste, das Eis aber zittert auf der Oberfläche der Limonade; oh, hätte ich nur ein Splitterchen Eis. Dann fasse ich mich endlich und laufe aus dem Schulhof. ....
Schon von der Tür aus rufe ich zu Mutti: ....
"Mutti, ich hätte gerne ein bißchen Eis." ....
Mutti schaut mich entgeistert an. ....
"Woher soll jetzt Eis, mitten im Sommer?" ....
Damals gab es bei uns keine Kühlschränke. In einigen Familien hatte man Kästen zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln, insbesondere von Fleisch, in die man die beim Metzger gekauften Eisstücke hineintat. ....
"Kauft auch ihr ein wenig Eis. Wir werden sparsam damit umgehen und nur ab und zu ein Stückchen davon abbrechen." ....
"Wo warst du so lange?" fragt Mutti. ....
Ich erzähle ihr vom Eis in der Limonade des Herrn Pfarrer, von dem Baby im Kinderwagen, wie es der Pfarrer anlächelt und ihm etwas Lustiges sagt, dann erzähle ich auch von dem Mädchen, dem er hin und wieder das Haar streichelt. ....
"Ich stand angelehnt hinter der Ecke des Schulgebäudes. Sie sind so schön, wenn ich sie lächeln sehe. Wieso ist es, Mutti, daß du und Papa nie so lacht? ....
Mutti schaut mich irgendwie mißmutig an, winkt mit der Hand ab und fängt an, mich über Ereignisse in der Schule auszufragen. ....
Im Ort gab es schon vor dem Krieg Parteizellen, in denen sich Kommunisten trafen, um verdächtige Bücher und Zeitungen zu lesen. Einige unter ihnen waren nach dem Ersten Weltkrieg aus der russischen Gefangenschaft zurückgekehrt und brachten kommunistische Ideen mit. Sie schlugen auch unserer Lehrerin vor, sich ihnen anzuschließen, was sie aber ablehnte, mit der Begründung, sie wolle sich in keine Politik einmischen, sondern nur ihren Beruf ausüben, und alles andere interessiere sie nicht. "Irgendwie liebst du die Kirche allzu sehr, nicht wahr?" wurde sie von den Jungen geneckt. ....
Der Hochwürden fiel manchmal in seinen Predigten über gewisse junge Leute her, die den falschen Weg eingeschlagen hatten, zu verdächtigen Zusammenkünften gingen, die Gesellschaft von Feinden der heiligen Mutter Kirche suchten und über Umsturz, Revolution und Zerstörung von allem sprechen, was heilig ist und deswegen von Gott bestraft sein werden. Die Jungen sind böse auf den Pfaffen und sagen, der soll aufpassen, was er tut und wovon er spricht. ....
Flugblätter sind aufgetaucht, die die Leute heimlich lesen und sich danach etwas zuflüstern. Damals konnte auch ich schon lesen, und so las ich insgeheim das Flugblatt, das Mutti hoch oben auf der Kredenz in der Küche versteckt hatte. Alles konnte ich nicht verstehen, ich begriff jedoch, daß es um unsere Lehrerin und den Hochwürden ging und das jene Zwei Kinder der Lehrerin erwähnt wurden. ....
Nach diesem Flugblatt, in dem es stand, daß der Pfarrer der Vater ihrer Töchter ist, entschloß sich die Lehrerin, den schwersten Schritt zu tun. ....
Gruppen von Weibern stehen am Zaun und tuscheln. Es geht das Gerücht um, wie die Nachbarn in die Wohnung der Lehrerin gekommen sind und im Zimmer das schreckliche Bild erblickt haben; auf dem Bett liegt das Fräulein und neben ihr ihre zwei Mädchen. Sie liegen still, als ob sie schlafen würden, ihre Augen sind jedoch offen. An Puppen erinnern sie. ....
Den Herrn Hochwürden brachte man in eine Irrenanstalt, wo er bis zu seinem Tod blieb. ....
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Die Gäste riechen schon im Flur den Wohlgeruch von Braten und Sarma, Würste und Blutwürste zischen in der Pfanne, und man spürt auch schon den Duft von Muttis Kürbisstrudel. Zum Abendessen sind auch unsere Mieter, die deutschen Offiziere, eingeladen worden. Die Runde ist schon fröhlich geworden, die Teller werden leer, und auf den Platten liegt nur noch hie und da ein Stückchen Braten. ....
Der Herr Oberst klopft mit dem Messer an den Rand seines Glases und erhebt sich. Im Zimmer wird es still. In seinem Trinkspruch erwähnt er das Unrecht, das dem deutschen Volk durch den Vertrag von Versailles angetan worden ist, spricht von der Gefahr, die Deutschland und ganz Europa vom Kommunismus gedroht hat, sagt aber mit erregter Stimme: ....
"Ich erinnere mich noch, als würde ich jetzt dies schreckliche Bild vor mir sehen; wenn ich daran denke, stehen mir noch immer Tränen in den Augen. Das war Ende Februar dreiunddreißig. Im Pressesaal versammelte sich eine große Anzahl Journalisten, um von dem Plan der neuen Regierung für den Wiederaufbau des Landes zu erfahren. Dann riß jemand die Tür auf, stürzte hinein und rief mit verzweifelter Stimme: 'Der Reichstag brennt!' Alle flogen wir aus dem Saal und rannten durch die Parkanlage des Tiergartens, um dann wie versteinert vor dem gespenstischen Anblick des Reichstags in Flammen innezuhalten. Die Flammen stiegen mehrere Dutzend Meter hoch, das ganze Regierungsviertel erleuchtend. Vor Ort, vor dem Reichstag wartete bereits Herr Göhring auf den Führer und benachrichtigte ihn sofort, daß die Kommunisten versucht hatten, das Reichstagsgebäude zu zerstören, wie auch daß er über Angaben verfüge, wie sie vorgehabt haben, im ganzen Reich Brände zulegen. Wir umkreisten den Führer, starr und stumm wie Steinsäulen, uns nicht einmal laut zu atmen trauend. Wir sahen ihn an und warteten ab, was er sagen wird. Der eine oder der andere unter uns wischte sich heimlich mit dem Zeigefinger eine Träne vom Gesicht. Der Führer hielt mit beiden Händen seinen Gurt und sein finsterer Blick war irgendwohin weit über unsere Köpfe gerichtet. In seinem Auge war keine Träne; anstelle der Träne sah ich die Flamme, die zitterte, ich sah den Abglanz des Feuers vom Reichstag." ....
"Es gibt auch eine andere Meinung", sagt Boris halblaut zu mir. "Einige behaupten, sie selber hätten den Reichstag in Brand gesteckt, um die Kommunisten dafür zubeschuldigen und ihre eigenen Pläne leichter in die Tat umsetzen zu können." ....
"Wovon sprechen die jungen Herrschaften? Sagen Sie es laut, damit wir Sie alle hören können." ....
Der Herr Oberst hat sich uns zugewandt, seine Miene ist plötzlich ernst, er starrt uns an und schweigt. Boris ist blaß geworden, auch ich habe Angst. Was wird geschehen, wenn der Oberst Boris Worte gehört hat? Hoffentlich unternimmt er nicht sofort etwas. Mutti faßte sich am ehesten. Sie legt ihre Hand auf die des Herrn Oberst und sagt ihm etwas. Der Harmonikaspieler fängt zu spielen und zu singen an: ....
Vor der Kaserne, vor dem großen Tor ....
stand eine Laterne, und steht sie noch davor...* ....
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* "Lili Marleen" ,Text: Hans Leip, Musik: Norbert Schultze. ....
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Die Harmonikaklänge mischen sich mit dem sonoren Tenor des Soldaten Hans und erfüllen das Zimmer. Ich spüre die Wärme von der Hand des Leutnants auf meiner Taille, mir ist, als würde ich schweben, ich sehe nichts, höre nur das wunderbare Lied und die Musik. Gegen Ende des Liedes singt sogar der Leutnant mit: ....
Aus dem stillen Raume, aus der Erde Grund ....
hebt mich wie im Traume dein verliebter Mund... ....
Den nächsten Tanz tanze ich mit Boris. Er sieht mich an und schweigt. ....
"Du siehst so nachdenklich aus. Gefällt dir dieses kleine Fest nicht?" ....
Anstatt meine Frage zu beantworten, sagt Boris. ....
"Heute bist du besonders gut gelaunt." ....
Aus seiner Stimme kann ich Unmut heraushören. ....
"Was ist los mit dir, Boris, du bist irgendwie düster?" ....
"So bin ich immer, nachdem ich etwas getrunken habe. Nun aber wird mir das erleichtern, dir das zu sagen, was ich dir bis jetzt noch nicht gesagt habe, weil ich es für offensichtlich hielt. Ich sage dir das eigentlich schon seit Jahren auf meine Art und Weise, fest davon überzeugt, daß man dadurch viel mehr ausdrücken kann, als mit ein paar Worten. Heute, wo ich zum ersten Mal Angst und eine böse Ahnung habe, möchte ich dir das auch mit Worten sagen." ....
"Was heißt das alles, Boris? Von was für einer Ahnung sprichst du?" ....
Ich frage ihn, obwohl ich weiß, woran er denkt. ....
"Ich muß es dir sagen, länger kann ich nicht mehr schweigen. Ich liebe dich, Lisa, und könnte es nicht vertragen, dich zu verlieren." ....
Die Musik hörte auf, und wir gingen zurück zu unseren Plätzen. Der Leutnant unterhält sich mit dem Herrn Oberst, und Boris setzt sich neben mir. Ich habe das Bedürfnis, etwas zu sagen, bringe jedoch kein Wort über die Lippen. ....
"Du schweigst nur, Lisa, sag doch irgend etwas." ....
"Ich weiß nicht, Boris, was ich sagen soll. Ich bin ein wenig überrascht, weil wir nie so miteinander gesprochen haben; es stimmt alles, was du über unsere Vergangenheit gesagt hast, nur hab ich es auf eine andere Weise empfunden. Ich freute mich auf jedes von unseren Treffen, ich mochte unsere Kinderspiele, ich war stolz, als du meine Tasche auf dem Weg von der Schule trugst, und bei jenem Kuchen, den du mir gebracht hattest, wußte ich, daß er der letzte war, und daß du lügtest, dein Stück zu Hause aufgegessen zu haben. Jeder Druck deiner Hand beim Spiel war mir angenehm und lieb. Auch habe ich bis heute das Stammbuch aus der vierten Schulklasse aufbewahrt wegen der Zeilen, die du auf der letzten Seite geschrieben hast: 'Liebt dich jemand mehr als ich, auf die nächste Seite tue er einen Strich'; irgendwo am Anfang des Stammbuches schriebst du für mich: 'Eingesperrt bist mir im Herzen/ Und kommst nicht mehr heraus/ Das Schlüsselchen hab ich verloren/ Weg trug's die kleine Maus!' Seit der Zeit hast du nichts Ähnliches gesagt. Nun, damals waren wir noch Kinder. Abgesehen von allem, möchte ich jedoch, daß auch weiterhin alles so bleibt, wie es bis jetzt gewesen ist; ich möchte, daß wir gute Freunde bleiben; ich sage dir, was ich empfinde: ich habe dich gern, Boris, ich liebe dich wirklich, aber ich liebe dich so, wie wahrscheinlich die Schwester ihren Bruder liebt. Ich möchte, daß es auch künftig so bleibt." ....
"Bis jetzt habe ich immer genau auf jeden von deinen Wünschen geachtet und mir auch Mühe gegeben, ihn zu erfühlen. Ich verspreche dir, daß ich es auch diesmal so tun werde, obwohl es diesmal schwieriger ist denn je. Ich will dir nicht im Weg sein, ich möchte, daß du glücklich wirst. Ich sehe ein, das ich mich vielleicht verspätet habe, und die Ereignisse mich überholt haben. Man nahm mir alles, was mir am teuersten war: mein Vaterland versklavt, mein Mädchen entführt. Ich gebe aber nicht auf, Lisa, ich laß mich nicht gehen, bin nicht von jener Sorte, die den Kopf senkt und sich schlagen läßt. Man sagt, es gebe immer einen Weg." ....
"Bitte, mach doch kein Theater! Wer hat dir was genommen? War denn dieses Vaterland so frei, wollte man nicht die Kroaten ausrotten, wollte man nicht...? Aber was rede ich da, wenn du selber alles ganz genau weißt. Und diese deine Geschichte von der Entführung des Mädchens, was willst du eigentlich damit sagen? Niemand hat mich entführt, ich bin da, sitze bei dir, spreche mit dir." ....
"Mit einem kleinen Unterschied: daß ich nur ein guter Freund bleibe, und... Wir wollen nun nicht miteinander streiten, nie haben wir das getan und werden es jetzt auch nicht tun. Es soll so sein, wie du es wünschst. Nun gehe ich, die Meinen brechen auch schon auf. Lebe wohl, Lisa. Ich wünsche dir Glück." ....
"Auf Wiedersehen, Boris, gute Nacht!" antworte ich und wende mich ab, um die Tränen zu verbergen. ....
Ich lief auf mein Zimmer, um mich in aller Ruhe ausweinen zu können. Ich weiß nicht, wie lange ich so auf dem Bett gelegen war, als ich Muttis Stimme hörte: ....
"Da ist sie irgendwo, wahrscheinlich in ihrem Zimmer. Lisa, bist du da?" ....
"Ja, Mutti, da bin ich! Ich komme schon!" ....
"Komm doch, die Gäste gehen weg, sie möchten sich von dir verabschieden." ....
Ich trockne die Tränen ab, mache das Haar und das Kleid zurecht und bemühe mich, ein Lächeln aufzusetzen. Boris und die Seinen sind schon früher gegangen, jetzt gehen Papas Freunde und nach ihnen die Offiziere. Der Leutnant drückt mir die Hand und wünscht eine gute Nacht. ....
"Lisa, ich wünsche Ihnen schöne Träume." ....
"Danke sehr, ich wünsche sie Ihnen auch", antworte ich leise. ....
"Ich kann ja nicht anders, als schön träumen. Träumen werde ich schon, bevor ich einschlafe. Sie sind außerordentlich lieb, Lisa." ....
Er drückt meine Hand, und ich erzittere. ....
....
Gedanken scharen sich wie Ameisen, es mischen sich Eindrücke und Bilder, jetzt würde ich gerne singen, dann aber überfällt mich Traurigkeit und dann auch das Weinen. Soviel ist geschehen an dem einen Tag. Plötzlich besinne ich mich, daß Boris zu mir "Lebe wohl, Lisa" gesagt hat, und ich zu ihm wie immer "Auf Wiedersehen". Was bedeutet dieser Gruß "Lebe wohl"? So hat er mich nie gegrüßt. In den Ohren klingen mir immer noch Alfreds Worte nach: "Träumen werde ich schon, bevor ich einschlafe. Sie sind außerordentlich lieb, Lisa." Noch spüre ich den Druck jener Hand und die angenehme Wärme, die mein ganzes Wesen durchströmt. Als würde ich noch die Melodie "Lili Marleen", den klaren Tenor des Harmonikaspielers Hans und Alfreds tiefe Baritonstimme hören. Die Augen schließend, fühle ich, wie ich nach dem Takt der Musik in seinen Armen schaukle, fühle seine feste Hand um meine Taille. Der Schlaf schließt mir die Augen, stets aber spüre ich diese Berührung, höre die Musik und sinke leise in den Schlaf als ein frierender Reisender in das warme Bad nach einer anstrengenden Reise. ....
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Ich bleibe stehen und drehe mich in Richtung Hauptstraße um, um möglicherweise Boris zu erblicken. So pflegten wir aufeinander zu warten und gingen dann gemeinsam den Weg zur Schule. Heute erscheint Boris nicht. ....
Aus der Schule nach Hause zurückgekehrt, irre ich Gedanken verloren von einem Zimmer in das andere. Mutti beobachtet mich verstohlen. Ich merke es ihr an, daß sie mir gerne etwas sagen würde, es scheint aber, als möchte sie mich nicht stören. ....
"Heute kam Boris nicht zur Schule", sagte ich. ....
"Wieso, er bleibt ja selten weg. Gestern Abend sah er zwar etwas niedergeschlagen aus. Ist er möglicherweise krank? Du könntest bei ihnen vorbeischauen. Was hältst du davon?" ....
Besorgt klopfe ich an die Tür seines Hauses. Die Mutter von Boris öffnet. Ihre Augen sind verweint, sie versucht das aber mit einem gezwungenen Lächeln zu verbergen. Boris mußte zur kranken Oma aufs Land, wo sie alleine lebt, sagt sie. Er bleibt dort vielleicht auch mehrere Tage. ....
....
Alfred legt die Karten nieder und greift nach meiner Hand. Eine Weile sehen wir uns an, und dann sage ich: ....
"Können Sie aus der Hand lesen?" ....
Ich sehne mich nach seinen Worten, nach der Berührung seiner Hand. Ich biete ihm meine Rechte, den Handteller nach oben gedreht, an. ....
"Um aus der Hand zu lesen, braucht man die linke Hand, weil sie dem Herzen näher ist und deswegen ihre Linien der Wahrheit näher kommen." ....
Meine Linke hält er in seiner Linken, und mit der Kuppe des rechten Zeigefingers verfolgt er die Linien auf der Handfläche. ....
"Diese Falten am Handgelenk, wenn sie stärker ausgeprägt sind, bedeuten Reichtum und Ansehen. Diese Linie, die an dem Daumen vorbei führt, heißt, daß man zum Reichtum durch Heirat kommen wird; läuft diese Linie mit diesen Falten hier zusammen, dann heißt das für Frauen auch noch Fruchtbarkeit, viele Kinder, und im Alter Glück und Wohlstand. Die kleinen Linien, die sich an dem Daumengelenk kreuzen, bedeuten Unglück in der Ehe und im Leben." ....
"Bei mir kreuzen sich diese Linien. Heißt das, daß mir eine unglückliche Zukunft bevorsteht?" ....
"Jetzt werden wir sofort diese Zukunft korrigieren. So, wir strecken die Hand noch ein wenig, und die Falten sind nicht mehr da." ....
Diese winzigen Falten machten mich unruhig und stimmten mich traurig. Alfred merkte es und behauptete, ein jeder hätte so was, auch auf seiner Handfläche sind solche Linien zu sehen. Er legte seine Hand auf meine und, um mich umzustimmen, wechselte das Thema. ....
"Es tut mir leid, daß ich nicht alles sagen kann, was ich sagen möchte. Als ich an jenem Morgen zum ersten Mal an die Tür Ihres Hauses geklopft hatte und Sie so schläfrig sah, zog in demselben Augenblick eine süße Unruhe in meine Seele ein. Jeden Tag kann ich kaum abwarten, auch nur ein Wort von Ihnen zu hören, das mir ein bißchen Hoffnung machen würde. Ich beobachte Sie, fange jeden Blick von Ihnen auf, um vielleicht von ihm eine Antwort zu bekommen. Ihr Blick ist immer so schön, daß ich mich zuerst auf ihn freue, dann aber besinne ich mich, daß er anders nicht sein kann, weil er stets schön ist, selbst dann noch, wenn Sie sich ärgern. Sagen Sie mir etwas! Es wäre für mich schwer, ohne jegliche Hoffnung wegziehen zu müssen." ....
"Was soll ich Ihnen sagen, wie soll ich es sagen? Wenn ich allein bin, denke ich über alles nach; es ist schön, mit Ihnen zusammen zu sein, wer weißt aber was morgen kommen kann, und dann meldet sich die Vernunft und mahnt mich wie ein Gendarm." ....
"Ich danke Ihnen, Lisa, für das, was Sie gesagt haben. Wohin mich der Krieg auch immer verschlägt, werde ich an Sie denken, und ich werde, wo immer ich sein mag, zu Ihnen kommen. Ich werde nach Ihnen suchen, Lisa, bis ich Sie gefunden habe. Kann ich Sie küssen, Lisa?" ....
Diesen Abend und jene süße Umnebelung nach dem ersten Kuß habe ich bis heute in meiner Erinnerung behalten.
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